Das Synatech - Institut für Synergetik und nachhaltige Technologien

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Kuriositäten der Wahrnehmung – Mustererkennung, Synergetik und Soft Computing

Wolfgang Eisenberg (ASG), Vera Ogunlade (ASG)

Überarbeiteter Auszug, Original erschienen in [1], S. 6775 (PDF-Kopie)

Inhalt

1. Einleitung

2. Visuelle Wahrnehmung

3. Synergetik, Mustererkennung und Softcomputing

4. Synergetischer Computer und die Korrespondenzprobleme

Einleitung

Wie im Vorwort [1] beschrieben, greifen bei der Beschreibung komplexer Systeme und Prozesse zusehends Verfahren, welche die menschlichen bzw. an der Natur orientierten Vorgehensweisen nachbilden – das Schlagwort des Trends heißt Soft Computing. Der Sammelbegriff Soft Computing umfaßt in der ursprünglichen Version von Lofti Zadeh mindestens drei Themata, die neuronalen Netze, die Fuzzy Logik und die evolutionären Algorithmen. Die Synergetik war noch nicht dabei.

Seit geraumer Zeit wird aber die Synergetik, ein von H. Haken begründeter interdisziplinärer Wissenschaftszweig [2], zur Mustererkennung in der facettenreichen Wahrnehmungsforschung mit komplexen Systemen genutzt. Daher vermutete man zuerst intuitiv einen Zusammenhang zwischen der Synergetik und den neuronalen Netzen, die in der Wahrnehmungsanalyse schon vorher umfänglich eingesetzt wurden. Andererseits ist die formale Analogie zwischen Musterbildung und -erkennung die Grundlage zur Realisierung einer Computervariante, des synergetischen Computers, der als neuronales Netz ausgelegt werden kann, wie REIMANN [3] im Jahre 1995 zeigen konnte. Damit ist der Zusammenhang zwischen Mustererkennung, Synergetik und Soft Computing explizit dargestellt.

Jetzt können wir uns der Erläuterung des im Titel erscheinenden Terminus Kuriosität widmen. In der Tat kennt die Geschichte der Psychologie kuriose Wahrnehmungen. Zu diesen werden dort auch die sogenannten Kippfiguren (siehe 2.), das typische Demonstrationsobjekt der synergetischen Mustererkennung, gezählt. Unter Kuriosität versteht man dabei einen sonderbaren und deshalb Beachtung verdienenden Gegenstand oder eine seltsame, wunderliche Sache [4], wie das Etymologische Wörterbuch des Deutschen uns mitteilt.

Es ist nun interessant, weitere solch kuriose Phänomene, die in einem Kabinett angeordnet werden sollen, hier vorzustellen, sie zu beschreiben (siehe 2.) und in den synergetischen Kontext des Soft Computing eingeordnet zu denken (siehe 3.). Die Realisierung von Aufgaben in der modellierenden Dynamik, einem anspruchsvollen Teil der Kuriositätenforschung, bleibt ein Ziel zukünftiger Darstellungen von Konzepten und Ergebnissen der Synergetik, auch der Seiteneinsteiger z. B. in der Reihe „Synergie, Syntropie, Nichtlineare Systeme“ [5].

Literatur

[1] W. Eisenberg, U. Renner, S. Trimper, B. Fritzsche, K. Vogelsang: Synergie, Syntropie, nichtlineare Systeme. Heft 3: Soft computing – Kuriosa. Verlag im Wissenschaftszentrum Leipzig, 2000. ISBN 3-933531-21-7

[2] Haken, H., Graham, R.: Synergetik – die Lehre vom Zusammenwirken, Umschau 6/71, S. 191195

[3] Reimann, D.: Anwendung der Synergetik auf Korrespondenzprobleme wie die Stereoskopie. Diss. Univ. Stuttgart, Verl. Shaker, Aachen 1995

[4] Etymologisches Wörterbuch des Deutschen, Akad. Verl. 1993

[5] W. Eisenberg, U. Renner, S. Trimper, M. Kunz, K. Vogelsang: Synergie, Syntropie, nichtlineare Systeme. Heft 1: Dynamik und Synergetik. Verlag im Wissenschaftszentrum Leipzig, 1995. ISBN 3-930433-04-4


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