Das Synatech - Institut für Synergetik und nachhaltige Technologien

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Die Ganganalyse für die Orthopädie

Schäden am Bewegungsapparat entstehen durch Erkrankungen und Unfälle oder sie sind angeboren. Als Folge entstehen Gehbehinderungen, die bei einem Teil der Geschädigten zu Endzuständen werden. Es bedarf rehabilitativer Maßnahmen, um die Gehfähigkeit zu verbessern oder wieder zu erlangen.

Oft werden dabei Versorgungen mit Prothesen und Orthesen nötig, zu deren Nutzung eine fachgerechte Anleitung, die Gehschulung, gehört. Dazu bedarf es natürlich geeigneter physiologischer, pathologischer und psychologischer Grundlagenkenntnisse. Zerlegt man den Bewegungsablauf des menschlichen Ganges in einzelne Momentaufnahmen (Ganganalyse), läßt sich all das komplex erfassen, was dem Auge des Betrachters verborgen bleibt, da der Gesamteindruck des Ablaufs Details untergehen läßt. Der gesamte Körper – nicht nur die untere Extremität, sondern Becken, Rumpf, Schultergürtel, Kopf und Arme – ist rhythmisch in den Bewegungsablauf des Gehens integriert.

Vitrine: Orthopädie, Prothesen

oben links:
Schnittmodell einer Prothese

oben rechts:
Modell - Moderner Fußersatz

links: Lehrmodell einer Prothese
Mechanik des Knie- und Fußgelenkes

Modelle: Leihgabe der MSB Orthopädietechnik GmbH

Beim Gehen hebt und senkt sich der gesamte Körper in vertikaler Richtung um etwa 45 cm. Abhängig davon wandert während des Gehens der Schwerpunkt des Körpers ebenfalls in vertikaler Richtung. Der tiefste Punkt wird bei größter Schrittweite erreicht. Die höchste Amplitude entsteht bei zusammengestellten Füßen. Dabei bewegt sich das Becken beim Gehen in zwei Ebenen: in der Horizontalebene (Rotation) und in der Vertikalebene (Beckenneigung).

Beim Gehen auf ebenem Boden wird das Knie nicht vollständig gestreckt. Das Kniegelenk erreicht beim Fersenauftritt eine maximale Extension. Das Körpergewicht wird voll übertragen; durch die leichte Kniebeugung kann das Abrollen leichter und verkürzt erfolgen. Die erfolgte Dämpfung hält die Vertikalbewegung des Körpers in den Grenzen von 45 cm. Diese Dämpfung der vertikalen Sinusbewegung wird zusätzlich noch durch die Kombination der Sprunggelenk- und Fußbewegung mit dem Knie unterstützt. Während der Abrollphase streckt sich das Knie in dem Maße, wie der Körper sich über das abrollende Bein verlagert. Die Ferse hebt sich vom Boden und es tritt eine relative Verlängerung des Beines ein. Wenn der Körper bei größter Schrittweite absinkt, wird dieser Vorgang durch Übertragung des Körpergewichts auf das andere Bein unterbrochen und der nächste Schrittzyklus eingeleitet. Die Gehtechniken sollen ein sicheres, möglichst entspanntes und unauffälliges Gangbild bewirken. Dazu bedarf es der vorgestellten Ganganalyse, die die Orthopädietechniker erfolgreich anwenden. Die Ganganalyse dient dabei zur Bestimmung des Schweregrades der Behinderung, der Befundkontrolle unter Therapie und der motorischen Prognostik.

Eine weitere Voraussetzung des menschlichen Ganges ist ein fein abgestimmtes Regelsystem, daß effizient die Fortbewegung steuert und deren sichere Ausführung garantiert. Das ist jedoch schon der Untersuchungsgegenstand der Neurologie oder Informatik.


© 2015  Dr. Uwe Renner