Das Synatech - Institut für Synergetik und nachhaltige Technologien

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Sind im Jahr 2000 Bits zum „Anfassen“ noch aktuell?

Gerd Wolfgang Reinicke

Auszug, Original erschienen in [1], S. 119125 (PDF-Kopie)

Inhalt

1. Pneumatische Geräte als Computer?

2. Wann und wo wurde der erste Computer gebaut oder konzipiert?

3. Rechentechnik ohne Elektronik?

1. Pneumatische Geräte als Computer?

Sind Bits im sichtbaren, makroskopischen  Bereich, also „zum Anfassen“ heute, zu Beginn des 21. Jahrhunderts nur noch im Museum zu finden? Diese Frage wird sicher von vielen vorschnell bejaht. Daß es sich jedoch lohnt, der Frage nachzugehen, soll der folgende Artikel zeigen.

Wer sich in der Leipziger Innenstadt die Zeit nimmt, das Automatik Museum der Hochschule für Technik, Wirtschaft und Kultur (HTWK) in der Alten Nikolaischule am Nikolaikirchhof zu besuchen, kann dort eine große Zahl interessanter Exponate bewundern. Eines davon ist deshalb besonders  herauszuheben, weil es ein Zeugnis einer interessanten technischen Entwicklung darstellt, die unter geänderten Voraussetzungen gerade heutzutage laufend an Bedeutung gewinnt.

Es handelt sich um ein Experimentiergerät für die studentische Ausbildung, erstellt etwa um 1970, dessen Aufgabe darin bestand, die Beschickung eines Mischbehälters zu kontrollieren. Es erinnert zwar an ein elektrisches oder elektronisches Gerät, doch stammen die Bauteile aus der DRELOBA-Serie (Dresdner Logik Bausteine), die wir noch näher betrachten wollen. Sie erfüllen Funktionen, die auch in einem Computer benötigt werden, haben jedoch mit Elektronik nichts zu tun und sind auf eine Weise miteinander verbunden, die dem Besucher sofort ins Auge fallen und sein Interesse auf diese Anlage lenken muß, denn das Erstaunliche ist ihre „Verdrahtung“ sowie die physikalische Verwirklichung der die Information repräsentierenden Zustände. Das Gerät wird nämlich mit Druckluft betrieben und seine Bauteile sind durch schmale Schläuche verbunden anstelle der üblicherweise zu erwartenden Drähte, weshalb man hier auch nicht von „Verdrahtung“, sondern von „Verschlauchung“ spricht. Um die Frage zu klären, ob dieses Gerät denn in irgendeiner Weise mit einem Computer verwandt sei, kann man das Computer Fachlexikon (Microsoft-Press, 1999) zu Rate ziehen. Dort sind folgende wesentlichen Merkmale eines Computers aufgezählt: die Entgegennahme strukturierter Eingaben, die Verarbeitung dieser Eingaben nach festgelegten Regeln sowie die Ausgabe der erzeugten Ergebnisse. Diese Kriterien sind erfüllt und wir können zugestehen, daß es sich bei dieser Steuereinheit nach heutigen Gesichtspunkten um ein Gerät handelt, welches an einen sehr primitiven Computer zumindest erinnert.

Literatur

[1] W. Eisenberg, U. Renner, S. Trimper, B. Fritzsche, K. Vogelsang: Synergie, Syntropie, nichtlineare Systeme. Heft 3: Soft computing – Kuriosa. Verlag im Wissenschaftszentrum Leipzig, 2000. ISBN 3-933531-21-7


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