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Kurioses aus der Ballonfahrt

von

Gerd Wolfgang Reinicke

Inhaltsverzeichnis

Was ist ein Ballon?

Ein Luftfahrzeug, welches leichter als Luft ist, wird unter folgenden weiteren Bedingungen als Ballon bezeichnet. Es besitzt eine möglichst gasdichte Hülle, ist mit einem Traggas gefüllt und erhält einen statischen Auftrieb durch den Dichteunterschied zwischen Luft und Traggas. Fesselballons sind an einem Seil befestigt. Sie werden noch heute in der Meteorologie verwendet. Für Kriegszwecke wurden sie unbemannt als Luftsperren benutzt, bemannt zur Feindbeobachtung.

Abb. Deutscher Fesselballon (1914)

Freiballons

Freiballons, auch ungefesselte Ballons genannt, sind begrenzt steuerbar, denn sie können durch Abwerfen von Ballast oder Ablassen von Traggas ihre Flughöhe ändern und dadurch u.U. eine Luftströmung mit gewünschter Richtung erreichen.

Abb. Aufbau eines Freiballons

Eine spezielle Form des Freiballons ist der unbemannte Registrierballon mit selbstregistrierenden meteorologischen Meßinstrumenten. Er wird in Höhen bis über 50 km eingesetzt und ist als Radiosonde mit Funkgeräten ausgestattet. Ballonsport umfaßt besonders das Ziel- und Weitfahren. Man unterscheidet weiterhin zwischen Gasballons (Füllung mit Wasserstoffgas) und Heißluftballons.

Abb. Heißluftballons beim Start

Die Brüder Montgolfier

Etienne & Joseph Montgolfier
Abb. Etienne & Joseph Montgolfier

Am 4. Juni des Jahres 1783 starteten die Brüder Joseph Michael und Jaques Etienne Montgolfier, zwei französische Papierfabrikanten,auf dem Marktplatz von Annonay, einem südfranzösischen Städtchen einen aus Papier und Leinwand gefertigten Heißluftballon, der eine Höhe von über tausend Metern erreichte.

Die Ballon-Idee wurde von der Öffentlichkeit mit Begeisterung aufgenommen und am 21. November 1783 fand die erste bemannte Fahrt einer Montgolfiere statt.

Start einer Montgolfiere in Paris
Abb. Start einer Montgolfiere in Paris (1783)

Echo in der Malerei

Die schönen Künste nehmen sich noch im ausklingenden Barock des neuen Wunderwerkes an.

Abb. Aufstieg einer Montgolfiere; dargestellt auf einem französischen Gemälde, entstanden gegen Ende des 18. Jahrhunderts

Erste Ballon-Versuche in Europa!

Der Brasilianische Pfarrer Bartholomeu Laurenço de Gusmão unternahm bereits 1709 einen Flugversuch in einem geschlossenen Saal des portugiesischen Königsschlosses, der damit endete, daß der Ballon an der Saaldecke verbrannte und der kühne Flieger abstürzte.

Ein Ballonabsturz mit glücklichem Ausgang

Mitte des 19. Jahrhunderts überlebten vier englische Ballonfahrer nur durch glückliche Umstände einen technisch bedingten Unfall. Eine solche Verkettung von Zufällen wie im vorliegenden Fall ist sicher sehr ungewöhnlich. Beim Versuch, Gas abzulassen wurde das Ventil mit herausgerissen, sämtliches Gas entwich, doch glücklicherweise verwandelte sich der Ballon in einen Fallschirm und der Sturz wurde so stark abgemildert, daß niemand verletzt wurde.

Ballonabsturz
Abb. Nach einer Abbildung von 1847

Ballons zur Nachrichtenbeförderung im Deutsch-Französischen Krieg

Im Deutsch-Französischen Krieg 1870/71 hielt das eingeschlossene Paris bis zur Kapitulation am 28. Januar 1871 mit Hilfe von Ballons mehr oder weniger erfolgreich über die deutschen Linien hinweg die Verbindung zu den eigenen Verbänden aufrecht.

„Verfolgung eines Luftballons durch Husaren"
Abb. „Verfolgung eines Luftballons durch Husaren"

Peru – Ursprungsland der Ballonfahrt?

Hatte der Brasilianer Bartholomeu Laurenço de Gusmão Informationen aus Peru? Dort war der Gedanke des Fliegens weit verbreitet. Eine alte Sage erzählt z.B. von einem Jungen namens Antarqui der die Inkas mit Hilfe seiner Flugerkundungen bei kriegerischen Auseinandersetzungen unterstützte. Die Idee, daß die Inkas die Fähigkeit besaßen, Heißluft-Ballons zu bauen, wird von einigen ernst genommen. Die Untersuchungen von Webstücken aus Grabfunden zeigten, daß diese feinmaschiger sind als heutiger Fallschirmstoff und engmaschiger als das Material heutiger Heißluftballons.

Die Anhänger der Vermutung versuchten diese dadurch zu bekräftigen, daß sie 1975 mit den Mitteln der Inkas einen Heißluftballon, genannt Condor 1, bauten, der sich als flugfähig erwies.

Condor 1 überfliegt 1975 die Bilder von Nazca
Abb. Condor 1 überfliegt 1975 die Bilder von Nazca

Wurden die Bilder von Nazca für Ballonfahrer geschaffen?

Die weltbekannten Bodenbilder aus der Hochebene von Nazca sind zwar gut vermessen und katalogisiert. Doch worin der Sinn dieser Bilder in Form kilometerlanger Steinwälle liegt, ist bis heute nicht endgültig geklärt. Wenn man annimmt, daß diese Bildwerke für irdische Ballonfahrer geschaffen wurden, kann man auf die Hypothese außerirdischer Besucher verzichten.

Neben den bekannten riesigen Bildern hauptsächlich aus Tier- und Pflanzenwelt gibt es auch Strukturen, die an Rollbahnen für Flugzeuge erinnern.

Abb. Die auch als Scharrbilder bezeichneten Strukturen sind vom Boden aus kaum wahrnehmbar, aus der Perspektive eines Ballonfahrers aber gut erkennbar.

Ergänzungen

1. Das archimedische Prinzip

Kann ein viele Tonnen schweres Bauwerk ohne Anwendung von Kränen oder anderen Maschinen sich in die Luft erheben? Der Mensch von heute hat sofort die Antwort parat, denn er kennt Flugzeuge, Ballons, Raketen und Luftschiffe. Vor einigen hundert Jahren hätte der Fragesteller riskiert, als Ketzer oder Gotteslästerer mit der Inquisition Bekanntschaft zu machen. Zumindest wäre diese Frage als sehr kurios oder aber unsinnig abgetan worden.

Der griechische Gelehrte Archimedes (287 bis 212 v. u. Z.) wurde von König Hiero beauftragt, Aussagen über den Goldgehalt einer Krone zu machen ohne diese zu beschädigen. Doch was haben schwebende Ballons und des Königs Goldkrone miteinander zu tun? Bei der Lösung seines Problems stieß Archimedes auf das Prinzip des Auftriebs, welches besagt, das ein Körper in einer Flüssigkeit (oder einem Gas wie z.B. Luft) um soviel leichter wird, wie das Gewicht des verdrängten Mediums beträgt.

In mathematischer Kurzform lautet die Aussage

F = ρ × g × V.

Dabei ist F der sogenannte hydrostatische Auftrieb, ρ die Dichte des verdrängten Mediums (z.B. des Wassers), g die Schwerebeschleunigung und V das Volumen des verdrängenden Körpers (z.B. des Ballons) .

2. Gasgesetze

Das Verhalten von Gasen wird mit Hilfe von Gasgesetzen beschrieben, die das Volumen, der Druck und die Temperatur eines Gases in Beziehung setzen. Das Boyle-Mariotte-Gesetz besagt, daß das Produkt aus dem Druck p und dem Volumen V einer abgeschlossenen Gasmenge bei gleichbleibender Temperatur konstant ist. Es gilt die Beziehung pV = const. Der Druck einer solchen Gasmenge ändert sich also bei konstanter Temperatur wie der Kehrwert ihres Volumens und umgekehrt.

Boyle-Mariotte-Gesetz

Der Zusammenhang zwischen dem Volumen und der Temperatur eines Gases wird durch das Gay-Lussac-Gesetz beschrieben. Nach diesem Gesetz ist das Volumen einer abgeschlossenen Gasmenge bei konstantem Druck seiner absoluten Temperatur proportional. Es gilt also V/T = const.

Gay-Lussac-Gesetz

© 2015  Dr. Uwe Renner